So, jetzt bin ich also wieder aus Texas zurueck. Ich bin Anfang Juli zurückgekommen, und aber auch gleich drei Tage danach mit meiner Familie auf Urlaub nach Frankreich (Lyon, Aix en Provence, Côte d'Azur) gefahren. Dort waren wir fuer 14 Tage. Waehrend dieser Zeit haben sich bestimmte Symptome die ich seit cirka Ende Mai hatte verstärkt. Ich hatte die ganze Zeit Hunger und besonders starken Durst. Es konnte durchaus vorkommen, dass ich bis zu acht Liter Wasser pro Tag getrunken habe. Gleichzeitig habe ich allerdings Gewicht verloren. Als ich aus Texas zurückkam wog ich nur 52.5 kg von 60 kg mit denen ich letztes Jahr hinüberflog. Das alles hat meine Eltern doch eher besorgt, und wir haben uns gleich am Freitag (letzter Woche, also den 23. Juli) an einen praktischen Arzt gewendet, der allerdings meinte es sei nichts besonderes, ich solle einfach am darauf folgenden Mittwoch zu einer Blutabnahme kommen. Wieder daheim hat dann mein Vater allerdings seinen Bruder, einen Internisten angerufen, der uns anriet sofort ins Krankenhaus zu gehen und mich untersuchen zu lassen. Dort wurden von mir dann auch gleich eine Blut- und eine Harnprobe genommen, die beide eindeutig bestätigten was verdächtigt wurde: Ich habe Diabetes Typ 1.
Ich bin sofort im Krankenhaus stationiert worden. Ich hatte bei meiner Einlieferung einen Blutzuckerwert von 948 mg (Zucker)/dl (Blut). Normal sind cirka 100 mg/dl.
Im Krankenhaus bin ich bis vorgestern, Freitag den 30. Juli geblieben. Dort habe ich schon am Freitagabend meine erste Insulinspritze bekommen, und meine Schulung setzte sich waehrend der Woche fort. In mehreren Schulungssitzungen habe ich gelernt was genau Diabetes ist, wie der Kohlenhydratstoffwechsel funktioniert, wie ich ab jetzt leben werde, was ich alles ueber Ernaehrung wissen muss, etc. Ich habe viel gelernt, aber ich glaube ich habe soweit alles kapiert.
Natuerlich war es schon ein bisschen ein Schreck, als mir das erste Mal bewusst wurde dass es so ist. Allerdings war die Furcht die ich vor dieser Diagnose noch bevor ich ins Krankenhaus kam am stärksten. Ich wusste kaum etwas ueber Diabetes, und vor dem Unbekannten fürchtet der Mensch sich immer am meisten. Als ich die Diagnose aber dann bekommen habe war ich an sich schon wieder recht ruhig, auch wohl weil es mir einfach nicht hundertprozentig bewusst war. Es wurde mir natuerlich bald voll bewusst, aber meine Reaktion hat sich nicht geändert. Ich sehe es nach wie vor so positiv wie moeglich und moechte jetzt das Beste daraus machen. Als Diabetiker kann man ein ganz normales, gesundes und langes Leben führen. Man muss halt nur nach den Spielregeln spielen, das heißt sich gesund ernähren, viel bewegen, sich an die Insulintherapie halten; das heißt einfach Alles in Allem ein gesundes Leben führen, eine Vorgabe die ja eigentlich fuer jeden gelten sollte, egal ob Diabetiker oder nicht. In meinem Fall ist es halt keine Empfehlung mehr, sondern eine Regel.
Ich bin schon wieder zu Hause und genieße wie immer das Leben. Ich muss zur Zeit zu fixen Zeiten spritzen und essen, aber das macht mir eigentlich nichts aus. Ich werde in voraussichtlich einem halben Jahr auf eine flexiblere Insulintherapieform umgestellt werden, da wird alles noch einmal leichter. Gluecklicherweise kann ich auf eine starke Familie und gute Freunde zaehlen, die mich jetzt sehr gut unterstützen. Und das ist vielleicht eine der wichtigsten Komponenten in so einer Situation.
Ich bin glücklich und freue mich auf den Rest des Sommers.
Ich bin sofort im Krankenhaus stationiert worden. Ich hatte bei meiner Einlieferung einen Blutzuckerwert von 948 mg (Zucker)/dl (Blut). Normal sind cirka 100 mg/dl.
Im Krankenhaus bin ich bis vorgestern, Freitag den 30. Juli geblieben. Dort habe ich schon am Freitagabend meine erste Insulinspritze bekommen, und meine Schulung setzte sich waehrend der Woche fort. In mehreren Schulungssitzungen habe ich gelernt was genau Diabetes ist, wie der Kohlenhydratstoffwechsel funktioniert, wie ich ab jetzt leben werde, was ich alles ueber Ernaehrung wissen muss, etc. Ich habe viel gelernt, aber ich glaube ich habe soweit alles kapiert.
Natuerlich war es schon ein bisschen ein Schreck, als mir das erste Mal bewusst wurde dass es so ist. Allerdings war die Furcht die ich vor dieser Diagnose noch bevor ich ins Krankenhaus kam am stärksten. Ich wusste kaum etwas ueber Diabetes, und vor dem Unbekannten fürchtet der Mensch sich immer am meisten. Als ich die Diagnose aber dann bekommen habe war ich an sich schon wieder recht ruhig, auch wohl weil es mir einfach nicht hundertprozentig bewusst war. Es wurde mir natuerlich bald voll bewusst, aber meine Reaktion hat sich nicht geändert. Ich sehe es nach wie vor so positiv wie moeglich und moechte jetzt das Beste daraus machen. Als Diabetiker kann man ein ganz normales, gesundes und langes Leben führen. Man muss halt nur nach den Spielregeln spielen, das heißt sich gesund ernähren, viel bewegen, sich an die Insulintherapie halten; das heißt einfach Alles in Allem ein gesundes Leben führen, eine Vorgabe die ja eigentlich fuer jeden gelten sollte, egal ob Diabetiker oder nicht. In meinem Fall ist es halt keine Empfehlung mehr, sondern eine Regel.
Ich bin schon wieder zu Hause und genieße wie immer das Leben. Ich muss zur Zeit zu fixen Zeiten spritzen und essen, aber das macht mir eigentlich nichts aus. Ich werde in voraussichtlich einem halben Jahr auf eine flexiblere Insulintherapieform umgestellt werden, da wird alles noch einmal leichter. Gluecklicherweise kann ich auf eine starke Familie und gute Freunde zaehlen, die mich jetzt sehr gut unterstützen. Und das ist vielleicht eine der wichtigsten Komponenten in so einer Situation.
Ich bin glücklich und freue mich auf den Rest des Sommers.
capnez - am Sonntag, 1. August 2004, 16:42
woelfin meinte am 24. Aug, 21:16:
lieber capnez
erinnere mich noch gut an unsrem flashmob anlässlich dessen ich dich in Mö. kennenlernte!freu mich dass du wieder hier bist
und dass du weiter auf 2day schreibst
kanns an der amerik. küche liegen dass du diese gesundheitsprobs bekamst?
ich hoff du bekommst das wieder hin
und selbst damit zu leben, man kann sich drauf einrichten
ich wünsch dir alles gute und werd dich weiter lesen!
capnez antwortete am 5. Okt, 22:02:
Servus woelfin!
Ich freue mich auch wieder von dir zu hören!Laut aktuellen Forschungsstand ist Diabetes (Typ I) prinzipiell durch einen Genddefekt vorursacht. Dieser Defekt kann ruhig liegen, bis er dann (so vermutet man) durch eine Virusinfektion im Kindesalter aktiviert wird. Das können alle möglichen Viren sein, also ganz normale Krankheiten oder sonst irgendetwas. Dadurch wird dieser Defekt aktiviert und es beginnt eine Autoimmunreaktion des Körpers gegen die Beta-Zellen, die auf der Bauchspeicheldrüse sitzen und für die Insulinproduktion zuständig sind. Irgendwann sind so viele Beta-Zellen zerstört dass der Körper nicht mehr weiterkann. Dann tritt die klinische Manifestation des Diabetes ein, mit den typischen Symptomen (Gewichtsverlust, starker Hunger, starker Durst). Dieser ganze Prozess streckt sich üblicherweise über viele Jahre hin, und typischerweise manifestiert sich ein Diabetes Typ I noch vor dem 20. Lebensjahr. Als ich im Krankenhaus war, war im Nebenzimmer ein kleiner 4-jähriger Bub bei dem auch vor kurzen Diabetes diagnostiziert wurde.
Um es auf den Punkt zu bringen: Nein, die amerikanische Küche trägt keine Schuld.
Mit dem "wieder hin kriegen" wird es leider schwer, Diabetes ist weder verhinderbar als auch nicht heilbar. Es ist sehr gut behandelbar, und mit einem gesunden Lebensstil (gesund essen, viel Bewegung) und der richtigen Insulintherapie ist es möglich ein ganz normales Leben so wie jeder andere Mensch zu leben. Die aktuellen Ansätze um das Leben mit Diabetes leichter zu machen sind nasale Insulingaben, teilweise Transplantationen, etc. All das ist zwar noch eher Zukunftsmusik, aber wenn man sich ansieht was es in den letzten dreißig bis fünfzig Jahren an Fortschritten auf diesem Gebiet gab bin ich sehr zuversichtlich was meine eigene Zukunft angeht.
Danke für dein Interesse! Bis bald,
capnez
woelfin antwortete am 5. Okt, 22:18:
danke für deine liebe antwort, capnez
und für die ausführlichkeites lässt mich denken an eine mittelalterlich junge frau (mitte 40), die eines tages rheuma bekam
sie getraute sichs niemand zu sagen
dann hat sie die ideale behandlungsmöglichkeit gefunden und ist beschwerdefrei
die art der behandlung merkte ich mir leider nicht
ich hoffe, dass du diesen neuen bewussten lebensstil in dein junges leben integrieren kannst: ich bin überzeugt davon!
allesgute und bis auf wiederlesen!
susi